Mittwoch, 25. August 2010

"Verstehe einer die Frauen!"

 
INTERVIEW Richard Lifka zum neuen Krimi "Sonnenkönig" / "Kurier-Kultur"-Lesung am 2. 9.

Vom 25.08.2010
Wiesbaden. Der Wiesbadener Autor Richard Lifka hat ein neues Buch unter dem Titel "Sonnenkönig" veröffentlicht. Der Krimi spielt auf dem Hintergrund des in Wiesbaden verhandelten Prozesses gegen die Agentur Aegis Media und dessen Manager Aleksander Ruzicka. Auch zu diesem Auslöser nimmt der Autor im Gespräch Stellung. Am 2. September wird Richard Lifka für "Kurier Kultur" im Pressehaus lesen.

Herr Lifka, Personen und Handlung Ihres neuen Krimis "Sonnenkönig" sind so "frei erfunden" wie auf dem Deckblatt behauptet, dann doch nicht . . .

Die meisten schon. Da mich oft reale Ereignisse zu meinen Kriminalgeschichten inspirieren, bleibt es nicht aus, dass die eine oder andere Person, eine oder mehrere meiner Figuren beeinflusst. Ich versuche in den Teilen meiner Geschichte, die etwas aufzeigen sollen, so nahe wie möglich an der Wirklichkeit zu bleiben. Also frei erfunden nicht immer, aber immer frei komponiert.

Wie viel Material aus dem authentischen Fall Aegis Media/Aleksander Ruzicka haben Sie einfließen lassen?

Ich habe die Ermittlungen und den Prozess in diesem Fall genau verfolgt und recherchiert. Dabei hat sich eine Menge Material über Medien- und Veranstaltungsagenturen, Scheinfirmen und Firmenverflechtungen angesammelt. Ein kaum zu durchdringendes Labyrinth an undurchsichtigem Geschäftsgebaren, angefangen mit fingierten Rechnungen über Schwarzgeldwäsche bis hin zur Korruption in höchste politische Kreise. Die durch die Gerichtsverhandlungen und die entsprechende Berichtserstattung offengelegten Fakten habe ich in meine Krimihandlung einfließen lassen.

Schauplatz der Handlung sind Wiesbaden, Frankfurt und der Rheingau. Was ist so attraktiv an der Neugasse, dem Schnellweg A 66 und dem Örtchen Erbach?

Für den Autor sind diese Orte deshalb attraktiv, da ich sie gut kenne und somit realistisch beschreiben kann. Warum sollte ich Städte und Dörfer erfinden? Ich versuche immer Wirklichkeit mit Fiktion zu verknüpfen. Für den Leser, der Wiesbaden kennt, haben diese Örtlichkeiten einen zusätzlichen Reiz. Allerdings steht die Neugasse auch stellvertretend für alle Straßen, die parallel zu einer Einkaufmeile verlaufen, die A 66 für alle überlasteten Autobahnen und Erbach für ein beschauliches Örtchen in einer deutschen Weinbauregion.

Wenn ich an Kaffee und Selbstgedrehte denke - wie viel von Ihnen selbst steckt in Ninus Hagen?

Einiges, sicherlich. Wenn ich eine Romanfigur erfinde, steckt natürlich viel von dem darin, was ich erlebt, gesehen, gehört und gefühlt habe. Manches bewusst (Zigarettendrehen), anderes sicherlich unbewusst.

Hagens Presse-Freundin wird von einer Kugel niedergestreckt. Wie gern lassen Sie auf Journalistinnen schießen?

Ich lasse überhaupt nicht gerne auf jemanden schießen. Allerdings gibt es immer wieder böse Menschen, die mit ihren Waffen herumballern. Dieses Mal hat es eine Journalistin erwischt. Aber nicht, weil sie Journalistin ist, sondern Hagens langjährige Freundin. Außerdem mag ich Journalistinnen und käme nie auf die Idee, sie via Krimi rachsüchtig abzumurksen.

Der Krimi baut durchgehend auf die Struktur der Rückblende. Warum?

Dafür gibt es mehrere Gründe. Als ich den Plot für den "Sonnenkönig" entwickelte, hatte ich plötzlich mehrere Handlungsstränge, die manchmal zeitlich nebeneinander, dann auch wieder zeitlich versetzt verliefen. Hier bot sich an, bei jedem neuen Abschnitt, den Leser zunächst ins aktuelle Handlungsgeschehen einzubinden, um ihm dann per Rückblende nachzuerzählen, wie es zu dieser Situation kam. Ein weiterer Grund ist sicherlich eine andere Art der Spannungserzeugung.

Persönliche Rache ist das auslösende Motiv der weiblichen Hauptfigur Carla. Ist sie denn moralisch gerechtfertigt?

Nein. Ich glaube im Roman wird deutlich, welches Unheil Carla über ihre Mitmenschen bringt. Ich bin geneigt, sie zu verstehen, aber ihr Handeln ist nicht zu rechtfertigen. Sie hat Schuld, ist schuldig, moralisch, als auch vor dem Gesetz.

Wie konsequent ist Carlas Liebesleben, wenn sie vor Ninus Hagen mit dem Haupt-Kriminellen zusammen war?

Ich könnte jetzt sagen: Verstehe einer die Frauen. Auch wenn ich Carlas Schöpfer bin. Aber genau das ist die spannende Frage, die auch weiterhin nicht nur die Leser, sondern auch Ninus Hagen beschäftigen wird.

Was erwartet das Publikum, wenn Sie am 2. September im Pressehaus auftreten?

Ich denke es wird ein unterhaltsamer Abend. Humorvoll, ernst, spannend und abwechslungsreich. Moderator Klaus Krückemeyer wird durch das Programm führen, zusammen mit weiteren Gästen werden wir den Sonnenkönig, Ninus Hagen und den Autor vorstellen. Es gibt ein wenig Musik, Gespräche und szenische Lesungen.

Ninus Hagen entspannt sich am Schlagzeug - und Sie?

Leider wurde mir die Musikalität nicht in die Wiege gelegt. Deshalb muss ich mich mit einer guten Tasse Kaffee, einem schweren Bordeaux, einem spannenden Buch und einer selbstgedrehten Zigarette über dieses Manko hinwegtrösten.

Das Gespräch führte Viola Bolduan.

Dienstag, 10. August 2010

Sonnenkönig …

Richard Lifka

Hessens Medienstadt Nr.1, Wiesbaden, ist der Schauplatz des neuen Krimis von Richard Lifka. Mit „Sonnenkönig“ startet er eine neue Serie um den Wiesbadener Detektiv Ninus Hagen. In seinem Roman greift Lifka auch auf reale Fälle der Medienwelt der Landeshauptstadt zurück. Es geht um Wirtschaftskriminalität im Mediendschungel und politische Verstrickungen im großen Stil.

Der Wiesbadener Privatdetektiv Ninus Hagen erhält den Auftrag, die Botschafter-Tochter Carla Cosian zu überwachen. Gleichzeitig bittet ihn die Journalistin Lena Rotmilch, Informationen über die Geschäftsführerin einer Medienagentur zu beschaffen. Beide Aufträge werden durch mysteriöse Todesfälle jäh beendet, doch Ninus und Lena recherchieren auf eigene Faust weiter. Alle Spuren weisen in die Welt der Medienagenturen. Insbesondere der Chef eines großen Firmenimperiums, Andrej Rolozko, in der Branche als der „Sonnenkönig“ bekannt, rückt immer deutlicher in den Fokus der Ermittlungen …
Der „Sonnenkönig“ ist ein atemberaubendes Verwirrspiel um Politik, Macht und Geld – lebendig und äußerst packend erzählt.
Richard Lifka, geboren 1955 in Wiesbaden, studierte Germanistik, Politik, Geschichte und Soziologie in Mainz und Frankfurt am Main. Er war mehrere Jahre Dozent für Literaturwissenschaft und Deutsche Kulturgeschichte an der Universität Iasi in Rumänien. Seit 1990 ist er als freier Autor und Journalist tätig und hat bereits zahlreiche Kriminalromane, Erzählungen und Kurzkrimis veröffentlicht. (hbh)

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